Es macht Sinn, Mitte des letzten Kindergartenjahres „Risikokinder“ zu identifizieren und präventive Maßnahmen kindgerecht und spielerisch zu setzen. Für ein Risikokind ergeben sich mit einer nachhaltigen und gezielten Begleitung gute Chancen, im Laufe seiner Schullaufbahn nicht rechenschwach zu werden.
- Vorschulalter und Schulbeginn
Das Vorschulalter und der Schulbeginn stellt für die Früherkennung von Lernstörungen in mehrfacher Hinsicht eine wichtige, oft richtungweisende Zeitspanne dar. Angesichts der erheblichen Probleme und des langen Leidensweges von Kindern mit Lernschwierigkeiten wäre es ideal, die spezifischen Defizite dieser Kinder so frühzeitig zu identifizieren, dass noch vor Schulbeginn – oder spätestens zu Schulbeginn – derart effizient geholfen werden kann, dass Lernstörungen sich erst gar nicht manifestieren oder weniger gravierend werden.
Das mengen- wie das zahlenbezogene Vorwissen konnten als spezifische Vorläuferfertigkeiten schulischer Mathematikleistungen identifiziert und in mehrfacher Hinsicht als solche nachgewiesen werden. Kinder, die im Kindergartenalter an den Aufgaben zum Mengen- und Zahlenvorwissen gescheitert waren, waren auch diejenigen, die später in der Schule Probleme im mathematischen Anfangsunterricht hatten und eine Rechenschwäche zeigten.
Je eher diesen Frühwarnhinweisen nachgegangen wird, die auf spätere Lernschwierigkeiten hindeuten, umso günstiger ist die Prognose und desto früher kann Hilfe einsetzen. (Vgl. Krajewski: Vorhersage von Rechenschwäche in der Grundschule, Hamburg 2003, S. 211)
- Vorteile einer Früherkennung
„ Je eher nun erkannt wird, dass ein Kind die für das Rechnen lernen notwendigen Fähigkeiten noch nicht entwickelt hat, umso erfolgsversprechender lässt sich durch spielerisches Üben diese Entwicklung nachholen und beschleunigen, ohne dass für den Schüler bereits Misserfolge seiner Lernbiographie belasten und sich eine Mathematikangst auswächst, die den Schulerfolg bedroht.“ (Lorenz/Radatz, Handbuch des Förderns im Mathematikunterricht, 1993, S. 37)Früherkennung von Lernstörungen soll nicht zu einer Stigmatisierung der betroffenen Kinder führen. Sie verfolgt vielmehr das Ziel, den Förderbedarf eines Kindes festzustellen und Hilfen anzubieten, um zu verhindern, dass Kind und Bezugsperson in einen Teufelskreis geraten.